Fachkommentar: Ao.Univ.-Prof. Dr. Peter Frigo

Fast jede zweite Frau ist mit Ihrem Gewicht unzufrieden – auch wenn hier einem idealisierten Schönheitsideal die Schuld gegeben wird, so wird eine allgemeine Zunahme des Übergewichtes statistisch evident.

Übergewicht ist ein wichtiges Thema in der Sprechstunde, nicht nur beim Frauenarzt sondern vor allem auch beim praktischen Arzt, Dermatologen, Internisten bis hin zum plastischen Chirurgen: Speziell in den einzelnen Lebensabschnitten der Frau kann Gewichtsmanagement eine wichtige, krankheitsvorbeugende Rolle haben:

Bereits Teenager können durch falsche kohlenhydratreiche Ernährung (Fast Food) Probleme mit der Menstruation aber auch kosmetische Probleme wie vermehrte Körperbehaarung und Akne haben. Dieses Syndrom wird als PCOS (= Syndrom der polyzystischen Ovarien) bezeichnet und ist in Wahrheit einer Vorstufe des metabolischen Syndroms gleichzusetzen (Hyperinsulinismus, oft path. Glukosetoleranztest).

Bei Kinderwunsch kann das Übergewicht eine Rolle spielen: Neben dem PCOS können auch Störungen der Schilddrüsenfunktion (z.B. Autoimmunthyreoditis Hashimoto) zur Anovulation und verminderter Fruchtbarkeit führen.

In der Schwangerschaft kann Übergewicht neben einem Gestationsdiabetes vor allem höhere Geburtsgewichte mit sich bringen, die ein Risiko darstellen und oft zum Kaiserschnitt führen. Das Auftreten einer Hypertonie oder einer Gestose ist ebenfalls häufiger.

In der Menopause kommt es oft durch die Umstellung der hormonellen Situation der Frau zu einer deutlichen Gewichtszunahme deren Ursachen für die Frau selbst zumeist nicht erklärlich ist.

Eine ausgewogene kalorienarme Ernährung ist zuletzt nicht nur Anti-Aging sondern auch eine wichtige Krebsvorsorge (z.B. Brustkrebs). So steigern schon 5 Kilo Übergewicht das Brustkrebsrisiko deutlich.

MEDIZINISCHES GEWICHTSMANAGEMENT

Low-Carbdiäten (Montignac, Ketogene Diät) und Restriction-of-Calories wie Intervallfasten haben sich in der Ernährungsberatung bewährt.

MEDIKAMENTE ZUR GEWICHTSREDUKTION

Liraglutid ist ein Glucagon-like Peptide-I-(GLP-I-)Analogon und wird zur Gewichtsreduktion bei Übergewicht ab einem BMI von 30 kg/m2 (bzw. BMI ≥ 27kg/m2 im Falle von Diabetes mellitus Typ II, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung) angewendet. Es verstärkt die Glukose-abhängige Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse und hemmt gleichzeitig die Produktion des Gegenspielers Glukagon, wodurch der Blutzuckerspiegel gesenkt wird. Darüber hinaus verzögert es die Magenentleerung und erhöht das Sättigungsgefühl. So wirkt eine Therapie mit Liraglutid laut Studien bei PCOS.

Metformin wird nicht nur beim metabolischen Syndrom sondern bereits seit einiger Zeit in der Diabetesvorbeugung eingesetzt.

Ao. Univ.-Prof. Dr. Peter Frigo
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Oberarzt und Leiter der Hormonambulanz an der Klinischen Abteilung für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Medizinischen Universität Wien (AKH Wien). Leitung der Hormonambulanz seit 2004, Klinischer Prüfarzt, Gründungsmitglied der österreichischen Menopausegesellschaft, Visiting Professor Universitätsklinik Banja Luka, laufende Publikations- und Forschungstätigkeit mit dem Schwerpunkt gynäkologische Endokrinologie sowie Lehrtätigkeit.Kontakt
Ordination im Privatspital Rudolfinerhaus
Billrothstrasse 78
1190 Wien
Tel. 0664-5110453
www.docfrigo.at
Hormonfibel. Frigo, Datterl, Farkouh.
Apothekerverlag 2020
Ernährung bei PCOS. Frigo, Jabbour, Deutsch. Facultas/Maudrich 2021

Der Artikel Medizinisches Gewichtsmanagement für die Frau ist erstmals auf APOgesund.at erschienen.